Fassadenbegrünung für Klima & Biodiversität

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Publiziert am 23. Dezember 2024

3 Minuten Lesezeit

  • Flechten

  • Insekten

  • Moose

  • Pflanzen (Stauden, Gehölze)

  • Säugetiere

Fassadenbegrünung mit Kletterpflanzen oder Spalierobst schafft grüne Nischen, fördert das Mikroklima und schützt Gebäude. Sie bietet Insekten, Vögeln und Spinnentieren Lebensraum und wirkt als natürlicher Filter für Luft und Hitze – ein Plus für Mensch und Natur.

Darum geht's

  • Fassadenbegrünungen sind bepflanzte Wandflächen – mit boden- oder wandgebundenen Kletterpflanzen, je nach Standort.

  • Begrünte Wände schaffen Lebensräume, vernetzen Grünflächen und kühlen Gebäude und die Umgebung.

  • Boden- oder fassadengebunden sind, je nach Standort, ideal für dichte Siedlungen und auch auf Balkonen einsetzbar.

  • Einheimische Pflanzen und Nisthilfen stärken Insekten, Vögel und Fledermäuse.

Fassadenbegrünung: Kletterpflanzen für Tierwelt und Mikroklima

Durch Begrünung lassen sich Fassaden, Mauern und Zäune in Lebensräume verwandeln. Je nach Standortbedingungen und Typ der Kletterhilfen kann eine Vielzahl heimischer Pflanzenarten genutzt werden. Auf diese Weise werden nicht nur Insekten und Vögel, sondern auch die heimische Flora gefördert.

Im zunehmend verdichteten Siedlungsraum erhöhen begrünte Wände den Anteil an Grünflächen auf platzsparende Art und Weise. Mit einer Fassadenbegrünung lassen sich auch kleine Innenhöfe und Balkone ohne eigentliche Gartenfläche zu einem naturnahen Lebensraum aufwerten. Wandflächen werden so optisch attraktiver und bieten Nahrung, Verstecke, Schlaf- und Nistplätze, insbesondere für Insekten, Spinnentiere und Vögel. Wird Spalierobst als Begrünungsart gewählt, kann zudem im Herbst das eigene Obst geerntet werden. 

Fassadenbegrünung leistet einen Beitrag zur Hitzeminderung im Siedlungsgebiet: Sie verbessert das Mikroklima durch Verschattung und Verdunstungskühlung, sie bindet CO2 und Feinstaub. Je nach Systemaufbau ist sie pflegeleicht und schadet bei fachgerechter Errichtung und Pflege den Fassaden nicht, sondern verlängert deren Lebensdauer deutlich. 

Je nach der Art, wie die Pflanzen in die Höhe wachsen, braucht es spezifische Kletterhilfen, und die Begrünung ergibt ein unterschiedliches Bild. Man unterscheidet zwischen bodengebundener (im Boden wurzelnd) und fassadengebundener (nicht im Boden wurzelnd) Fassadenbegrünung.

Begrünungstypen für Hausfassaden

Die fassadengebundene Begrünung wie Regalsysteme und flächige Systembegrünung sind in der Erstellung kostenaufwendiger. Sie sind aber eine wertvolle Ergänzung in Bezug auf Fassaden mit hoher Brandschutzanforderung oder bei fehlender Bodenfläche. Sie müssen durch Fachleute erstellt und unterhalten werden und werden hier deshalb nicht weiter ausgeführt. 

Fassaden richtig bepflanzen: Kletterstrategien im Überblick

Kletterpflanzen werden gemäss ihrer Kletterstrategie in Selbstklimmer und Gerüstklimmer eingeteilt: 

Die Glyzinie schafft ökologische Verbindung zwischen Boden, Balkonen und Dach (Baumgarten, Bern).© Sabine Tschäppeler

Was man über Fassadenbegrünung wissen sollte

Es gibt einige Vorbehalte gegenüber Fassadenbegrünung. Einige der Befürchtungen sind haltlos, einige gerechtfertigt. Mit einer sorgfältigen Planung, der richtigen Pflanzenauswahl und Pflege können Sie die Vorteile begrünter Fassaden genies­sen, ohne Nachteile in Kauf nehmen zu müssen.

Diese Tiere profitieren von einer Fassadenbegrünung

Während sich an eine nackte Hauswand nur ab und zu eine Spinne verirrt, finden an einer begrünten Fassade zahlreiche Tierarten eine Lebensgrundlage.

Diese Pflanzen profitieren von einer Fassadenbegrünung

Für die bodengebundene Fassadenbegrünung kommen Kletterpflanzen oder Spalierobst infrage. Bei den Kletterpflanzen sind einheimische Arten zu bevorzugen, da die heimischen Tierarten davon weitaus mehr profitieren. Spalierobst ist grundsätzlich wertvoll.

Einige exotische Kletterpflanzen verwildern in der Natur und richten dort Schäden an. Sie sind als invasive oder potenziell invasive Neophyten eingestuft und sollten auf keinen Fall gepflanzt werden.

Die Jungfernrebe ist im Moment daran, sich stark in der Natur auszubreiten. Die rote Herbstfärbung zeigt, wie sie sich über die Sträucher legt und Bäume hochklettert.© Sabine Tschäppeler

Was eine Fassadenbegrünung besonders wertvoll macht

  • Ökologische Vernetzung - Eine bodengebundene Fassadenbegrünung, die vom Boden bis zum Dach reicht, bietet auch nicht flugfähigen Tieren die Möglichkeit, Balkone und begrünte Dächer zu erreichen und als Lebensraum zu nutzen. 

  • Einheimische Arten und Spalierobst - Diese gehören zum hiesigen Ökosystem, werden von Insekten als Nahrungsgrundlage erkannt und genutzt. Sie dienen damit auch Fledermäusen und Vögeln. 

  • Alter - Je älter die Fassadenbegrünung ist, desto dicker werden die verholzenden Teile und umso mehr bildet sie einen eigenen Lebensraum. Der Zwischenraum zwischen Fassade und Bepflanzung wird als Nistmöglichkeit und Versteck wertvoll. Efeu beginnt erst im Alter zu blühen und zu fruchten und bietet erst dann Insekten und Vögeln Nahrung.

  • Nisthilfen - Nisthilfen am Gebäude für Vögel, Fledermäuse und Insekten bieten zusätzliche Vermehrungsorte.

Eine eigene Fassadenbegrünung schaffen

Aufwertung

Sie können eine bestehende Wandbegrünung ökologisch aufwerten, indem Sie diese mit einheimischen Arten, einer Mauerfussbegrünung und Kleinstrukturen sowie weiteren Elementen ergänzen.

Neuanlage

Oder Sie errichten eine Wandbegrünung neu, indem Sie geeignete Fassaden, Mauern und Zäune begrünen.

Fassadenbegrünungen planen und Standort richtig wählen

Fassadenbegrünungen bauen - Anleitung und Vorgehen

Mauerbegrünung (Länggasse, Bern)© Sabine Tschäppeler

Fassadenbegrünung richtig pflegen – für dauerhafte Biodiversität

Kosten & Zeitaufwand einer Fassadenbegrünung: Das sollte man wissen

Kletterpflanzen: ab ca. 15.00 CHF. Die Preise sind je nach Pflanzenart und Anbieter sehr unterschiedlich.

Spalierobst: ab ca. 70.00 CHF/Stück. Die Preise sind je nach Obstsorte, Grösse und Anbieter sehr unterschiedlich.

Seilsystem (Seil samt Verankerung): ab ca. 75.00 CHF/Stück. Preise sind jedoch je nach Grösse, Material und Anbieter sehr unterschiedlich.

Rankgitter sind sehr viele in Baumärkten erhältlich. Preise variieren stark je nach Material, Robustheit und Grösse. Es lassen sich auch rostfreie Baustahlmatten/Gitter verwenden.

Eine einfache, bodengebundene Begrünung mit Selbstklimmern erfordert kaum Investitionen und kann selbst angelegt werden. Es fallen nur Kosten für die Pflanzen an.

Auch Kletterhilfen wie Baustahlmatten, Spannsysteme sowie einfache Lattengerüste können selbst fixiert oder sogar gebaut werden. Wenn die Kletterhilfen allerdings für grosse, schwerere, langlebige und/oder evtl. starkschlingende Arten vorgesehen sind, lassen Sie sie besser von Fachpersonen bauen und anbringen. Dies gilt ebenfalls für frei stehende Spaliere. 

Bezug

Achtung: wie man beim Bau einer Fassadenbegrünung Tiere und Pflanzen schützt

  • Pflanzen Sie keine invasiven, gebietsfremden Kletterpflanzen (siehe Aufzählung oben).

  • Stark schlingende Arten wie Blauregen/Glyzinie Wisteria spec. und Weinrebe dürfen nie an Regenfallrohren hochklettern, sie können diese zusammendrücken. 

  • Verwenden Sie keine kunststoffummantelten Metallgitter. Der Kunststoff ist nicht UV-beständig, bröckelt mit der Zeit ab und verteilt sich in der Umgebung.

Gesetzliche Grundlagen

Grössere Fassadenbegrünungen gelten als Veränderung der Fassade. In vielen Städten und Gemeinden müssen Sie dafür eine Baubewilligung einholen. Wenn Sie unsicher sind, fragen Sie bei der für das Baubewilligungsverfahren zuständigen Abteilung Ihrer Gemeinde oder Stadt nach. Dabei können Sie auch klären, ob besondere Vorschriften zum Brandschutz bestehen.

Quellen und weiterführende Informationen

Praxishandbuch Stadtnatur des Haupt Verlags

Siedlungsräume bieten auf engem Raum viele Lebensräume und sind wichtig für die Biodiversität. Dieses Praxishandbuch zeigt, wie Lebensräume erhalten und neu geschaffen werden – und was jede:r tun kann, damit Städte für Tiere und Pflanzen attraktiv bleiben.

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