Wildhecke pflanzen für Sichtschutz und Lebensraum
Amphibien
Flechten
Insekten
Moose
Pflanzen (Stauden, Gehölze)
Wildhecken aus einheimischen Sträuchern schaffen Sichtschutz für Menschen und Rückzugsorte für Tiere. Sie bieten Nistplätze, Verstecke und Nahrung in Form von Nektar und Beeren – eine lebendige, strukturreiche Alternative zu geschnittenen Hecken im Siedlungsraum.
Hecken: einheimische Sträucher als Multitalent im Garten
Hecken sind lineare Elemente aus Gehölzen, die raumstrukturierend wirken. Typischerweise stehen sie am Rand intensiver gepflegter oder bewirtschafteter Flächen.
In der traditionell bewirtschafteten Kulturlandschaft wurden in den Äckern störende Steine sowie Holzabfälle und Wurzelstrünke in den angrenzenden Wildhecken deponiert, was zu einer grossen Strukturvielfalt führte.
Im Siedlungsgebiet sind Hecken aus Platzgründen meist schmal und dienen als Sichtschutz oder Begrenzung des Grundstücks. Oft bestehen sie nur aus einer Gehölzart und werden regelmässig in Form getrimmt.
Als wertvolle Alternative zu Schnitthecken können im Siedlungsraum auch Wildhecken gepflanzt werden. Diese bestehen aus mehreren einheimischen Wildstraucharten und allenfalls einzelnen Bäumen. Sie sollen sich über einen gewissen Zeitraum frei entwickeln können. Dadurch benötigen Wildhecken mehr Platz als Schnitthecken, bieten dafür aber einen vielfältigeren Lebensraum und ein breites Nahrungsangebot für zahlreiche Tierarten wie Vögel, Kleinsäuger und Insekten. Sie bilden ausserdem wichtige lineare Vernetzungselemente, ermöglichen weniger mobilen Tieren wie Kleinsäugern den sicheren Wechsel von einem Lebensraum zum anderen und dienen fliegenden Tieren wie Fledermäusen als Orientierungshilfe.
Aufbau einer Wildhecke
Im Querschnitt zeigen Wildhecken einen stufigen Aufbau: Der Kernbereich wird von hohen Wildsträuchern und allenfalls einzelnen Bäumen geprägt. Gegen aussen folgen niederere Sträucher (Mantel). Dadurch bildet sich ein Heckeninnenraum, der von aussen nicht direkt einsehbar ist. Ein beidseitiger, hoher Krautsaum schliesst die Hecke ab.
Diese Tiere profitieren von einer Hecke im Garten
Durchschnittlich bietet ein einheimischer Wildstrauch rund 100 Tierarten Lebensraum oder Futter. Spitzenreiter ist die Salweide, welche von über 300 Tierarten genutzt wird, insbesondere von Insekten, aber auch von Vögeln und Säugetieren. Je mehr Gehölzarten die Hecke aufweist, desto mehr Tierarten können davon profitieren. Beispiele für Tierarten, die mit einer Wildhecke gefördert werden können:
Diese Pflanzen profitieren von einer Wildhecke im Garten
Um die 30 Wildsträucherarten kommen im Mittelland natürlicherweise vor, sind nicht gefährdet und können deshalb in Gärten bedenkenlos gepflanzt werden. Es eignen sich nicht alle Arten für jeden Standort. Einige gedeihen nur bei sonnigen, trockenen Bedingungen, andere brauchen viele Nährstoffe und Feuchtigkeit. Es lässt sich aber überall eine vielfältige Zusammensetzung erreichen.
Wenn Sie genügend Platz haben, können Sie die Sträucher mit einzelnen Bäumen ergänzen und erhalten damit eine Baumhecke.
Was eine Hecke besonders wertvoll macht
Artenvielfalt - Je mehr einheimische, standortgerechte Wildstraucharten, desto mehr Tierarten können davon profitieren.
Beerentragende Dornensträucher - Mindestens ein Drittel der Pflanzen sind beerentragende Dornensträucher (z. B. Wildrosen, Weissdorn, Schwarzdorn). Durch ihren besonders dichten Wuchs und die Dornen schützen sie Vögel und ihre Nester vor Katzen und anderen Fressfeinden, die Beeren bieten Nahrung im Herbst und Winter.
Krautsaum - Rund um die Hecke verläuft ein mindestens 1 m breiter Krautsaum. Der Saum schafft Tagesverstecke, Nahrungsquellen, Überwinterungsmöglichkeiten und ist Kinderstube, insbesondere für Kleinsäuger, Insekten, Reptilien, Amphibien.
Kleinstrukturen - Im Kernbereich der Hecke, aber auch am Rand, hat es Kleinstrukturen wie Ast-, Laub- und Lesesteinhaufen, Trockenmauern, offene Bodenstellen, liegendes und stehendes Totholz. Die Kleinstrukturen bieten weitere Rückzugsgebiete, Nahrung und Vermehrungsstätten für Insekten und andere Kleintiere.
Aufbau - Wenn die Hecke 3‒5 m breit ist und die äusseren Sträucher bis an den Boden reichen, bildet sich ein vor Störungen geschützter Innenraum.
Nachbarschaft zu anderen Lebensräumen - Die Hecke grenzt an weitere naturnahe Lebensräume (Wiese, Ruderalfläche etc.). Damit werden Tierarten gefördert, welche in ihrem Lebenszyklus mehr als einen Lebensraumtyp brauchen (z. B. Heuschrecken).
Alter - Es dauert mehrere Jahrzehnte, bis eine Wildhecke ihr volles Potenzial entfaltet hat. Dies hängt mit dem Alter der Gehölze und der Heckenstruktur zusammen, aber auch mit der Zeit, die Tierarten je nach Standort brauchen, um die Hecke zu erreichen.
Eine eigene Wildhecke schaffen
Aufwertung
Mit Ergänzungs- und Ersatzpflanzungen erhöhen Sie die Artenvielfalt einer bestehenden Hecke.
Sie haben bereits eine Hecke mit einheimischen Sträuchern. Wenn Sie den Schnitt reduzieren und die Straucharten nur noch nach Wuchsstärke pflegen (s. «Pflege»), fördern Sie die Strukturvielfalt. Wenn Sie zudem die Pflege der angrenzenden Fläche reduzieren, bildet sich ein Saum.
Neuanlage
Sie legen eine Hecke neu an, entweder auf einer offenen Fläche oder als Ersatz von Schnitthecken.
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Wildhecken richtig pflegen – für dauerhafte Biodiversität
Kosten & Zeitaufwand einer Wildhecke: Das sollte man wissen
Kosten für Sträucher:
Forstware (wurzelnackt) ist ab ca. 9.00 CHF und Containerware bzw. ballierte Ware ab ca. 15.00 CHF pro Pflanze erhältlich. Je nach Grösse, Gehölzart und Anbieter können die Kosten stark variieren.
Sie können eine neue Wildhecke auch von einem Gartenbauunternehmen anlegen lassen. Der Preis dafür ist abhängig von Grösse, Form und Topografie der Fläche, auf welcher die Hecke angelegt werden soll. Er ist jedoch auch sehr unterschiedlich je nach Unternehmen, das Sie beauftragen. Es lohnt sich, Offerten einzuholen. Sie müssen mit einer Pauschale für Anfahrt und Baustelleneinrichtung rechnen sowie einem Anteil der Bausumme für die Planung. Materialabtransport und Deponiekosten werden zusätzlich verrechnet.
Auch die Wildheckenpflege können Sie alle paar Jahre von Naturgartenunternehmen machen lassen. Der selektive Heckenschnitt (Auslichtung, Rückschnitt schnell wachsender Arten, Freistellen langsam wachsender Arten) kommt bei einer ca. 3 m hohen Hecke je nach Zustand auf 15.00–30.00 CHF/m2. Zusätzlich wird eine Pauschale für die Anfahrt verrechnet. Je nach Grösse der Hecke kann diese einen wesentlichen Anteil der Kosten ausmachen. Deshalb empfiehlt es sich, gleich mehrere Lebensräume pflegen zu lassen.
Material für eine Wildhecke: Einkauftipps
Wildsträucher
Viele Gemeinden geben zur Förderung der Natur kostenlos Wildsträucher ab oder helfen bei der Finanzierung. Oft sind Wildsträucher im Tausch gegen invasive Neophyten erhältlich. Informieren Sie sich auf der Website Ihrer Gemeinde.
Bei RegioFlora können Sie sich zum Standort Ihrer Hecke passende Sträucher vorschlagen lassen und erfahren, wo diese in Ihrer Nähe erhältlich sind.
Forstbaumschulen: Im Internet finden Sie Forstbaumschulen Ihrer Region. Hier finden Sie auch wurzelnackte Wildgehölze, die meist günstiger sind.
Baumschulen (auf einheimische Wildgehölze achten!)
Gehölz- und Wildpflanzenproduzent:innen: siehe z. B. Bioterra
In vielen Regionen und Städten gibt es jährliche Wildpflanzenmärkte.
Dienstleistungen
Wenn Sie Ihre Hecke nicht selber pflegen möchten, können Sie dafür eine:n Gärtner:in bzw. ein Gartenbauunternehmen aus der Umgebung beauftragen. Zu finden z. B. unter www.bioterra.ch/gartenprofis/naturgarten-profis.
Achtung: wie man beim Bau deiner Wildhecke Tiere und Pflanzen schützt
Eingriffe in die Hecke während der Brutzeit der Vögel (ca. Mitte März bis Mitte August) sind verboten.
Holz- und Steinhaufen in der Hecke von November bis März in Ruhe lassen, da in dieser Zeit Igel oder andere Kleintiere ihren Winterschlaf darin halten könnten.
Das Verbrennen von Schnittgut in oder an einer Hecke ist verboten.
Gesetzliche Grundlagen
Gemäss Art. 18 NHG sind Hecken und Feldgehölze schutzwürdige Lebensräume und müssen erhalten, wiederhergestellt oder angemessen ersetzt werden. Dieser Artikel wird je nach Kanton unterschiedlich umgesetzt. In einigen Kantonen wie Bern und Luzern gibt es auf kantonaler Ebene Vorgaben, die den Heckenschutz und -ersatz stützen. In der Regel braucht es für einen Eingriff in eine Wildhecke/ein Feldgehölz eine Schutzabklärung und ein Gesuch an die zuständige Stelle.
Für einen Pflegeeingriff in eine Wildhecke braucht es keine Bewilligung. Es lohnt sich jedoch, auch hierzu die kantonale Gesetzgebung zu konsultieren, da es in manchen Kantonen Einschränkungen zu einzelnen Pflegemassnahmen gibt.
Gemäss Eidgenössischem Jagdgesetz JSG ist der Brutbetrieb der Vögel geschützt. Wer den Brutbetrieb der Vögel stört, wird nach Art. 17b JSG bestraft. Von wann bis wann genau die Brutzeit zu beachten ist, wird in jedem Kanton etwas unterschiedlich ausgelegt. Um sicherzugehen, sollten die Eingriffe im Herbst/Winter (November bis Anfang März) erfolgen.
Art. 1.1 der Eidgenössischen Chemikalien-Risikoreduktions-Verordnung ChemRRV gibt vor, dass in Hecken und Feldgehölzen, inklusive einem Saum von drei Metern Breite, keine Pflanzenschutzmittel und keine Dünger verwendet werden dürfen.
In vielen Kantonen gibt es Vorschriften zum Abstand einer Hecke von der Nachbarsgrenze (gemessen von der Pflanzenmitte). Häufig gelten je nach Höhe der Hecke unterschiedliche Grenzabstände. Die Vorgaben sind in den Einführungsgesetzen zum ZGB verankert. Links zu den Vorschriften in jedem Kanton sind unter www.beobachter.ch/wohnen/nachbarn/nachbarrecht-abstandsvorschriften-fur-baume-und-straucher-15785 zu finden. Grenzabstände werden auch von den Gemeinden definiert.
Quellen und weiterführende Informationen:
Benz R. et al. (2015): Unsere einheimischen Heckenpflanzen, Agridea, Lausanne
Benz R., et al. (2015): Hecken richtig pflanzen und pflegen, Agridea, Lausanne
Amt für Landwirtschaft und Natur, Abteilung Naturförderung (2018): Heckenschutz, Merkblatt Berner Naturschutz
Amt für Landwirtschaft und Natur, Abteilung Naturförderung (2023): Arbeitshilfe zu Schutz und Unterhalt von Hecken, Feld- und Ufergehölzen – Heckenrichtlinie
Westphal U. (2011): Hecken, Lebensräume in Garten und Landschaft, Pala-Verlag, Darmstadt Witt R. (2015): Nachhaltige Pflanzungen und Ansaaten, Naturgarten Verlag, Ottenhofen
Stadt Luzern, öko-forum (2015): Wildsträucher, Broschüre