Gewässer im Garten für Artenvielfalt und Klima
Amphibien
Fische
Insekten
Pflanzen (Stauden, Gehölze)
Reptilien
Rund die Hälfte der einheimischen Tier- und Pflanzenarten ist auf naturnahe Gewässer angewiesen. Der Verlust vieler Kleingewässer bedroht ihre Lebensräume. Sumpfbeete, Pfützen und Weiher sind im Siedlungsraum wichtige Rückzugsorte und Trittsteine für die Biodiversität.
Pfützen, Tümpel, Teiche oder Weiher – alles Wasseroasen mit grosser Wirkung
Stillgewässer gibt es in verschiedenen Grössen, von Pfützen zu kleinen Tümpeln über Teiche bis zu grossen Weihern. Pfützen und Tümpel sind temporär wasserführende Gewässer, die im Spätsommer oder Herbst austrocknen können. Teiche und Weiher hingegen sind langlebige Stillgewässer. Verlandungszonen und Feuchtwiesen, wie sie mit einem Sumpfbeet künstlich nachgebildet werden können, finden sich entweder entlang von Stillgewässern als Übergang zu einer Wiese oder überall dort, wo es Senken mit verdichtetem Boden gibt.
Im Zuge der Entwässerung der Landschaft mit Hilfe von Gräben und Drainagen verschwanden in den letzten 150 Jahren Tausende von Kleingewässern. Feuchtstellen in Mulden sowie Tümpel wurden trockengelegt, eingeebnet und aufgefüllt. Natürliche Kleingewässer und Feuchtgebiete sind deshalb heute selten geworden und gehören zu den gefährdetsten Lebensraumtypen der Schweiz. Diese Lebensräume beherbergen einen sehr hohen Anteil an gefährdeten Tier- und Pflanzenarten. Im Siedlungsraum gibt es kaum natürliche Stillgewässer. Künstlich angelegte Stillgewässer sind heute beliebte Gestaltungselemente in Gärten. Auch auf Balkonen können mit Hilfe von Gefässen sogenannte Miniteiche angelegt werden.
Gewässer sind hoch attraktive Lebensräume und eine Bereicherung. Sie wirken nicht nur erholsam für die Menschen, sondern sorgen durch die Wasserverdunstung im Sommer auch für kühlere Luft. Teiche bilden für viele Organismen Trittsteinbiotope und werden in der Regel rasch besiedelt. Sie werden von vielen Tieren zum Trinken genutzt. Am richtigen Ort bilden sie wichtige Lebensräume für Amphibien.
Versickerungsanlagen für Regenwasser: Bedeutung, Nutzen und Grenzen
Heute gewinnt im Siedlungsraum die Rückhaltung und Versickerung von Regenwasser zunehmend an Bedeutung. Es kann damit das Grundwasser gespeist, die Kanalisation bei Starkregen entlastet und die Umgebung gekühlt werden. Versickerungsanlagen, z. B. mit Retentionsbecken, dienen der kontrollierten Versickerung von Dachabwasser und können je nach Ausbildung interessante, temporär feuchte Standorte bilden, jedoch auch zu Fallen für Wildtiere werden. Da das Erstellen und Erweitern von Versickerungsanlagen für Regenwasser in jedem Fall eine Gewässerschutzbewilligung benötigt und für die Planung und Ausführung eine hydrogeologische Fachperson beigezogen werden muss, ist die Planung und Erstellung von Versickerungsanlagen Sache von Fachleuten. Sie werden hier deshalb nicht behandelt.
Bäche
Bäche, die an der Parzellengrenze verlaufen oder den Garten queren, gehören dem Kanton, es sind öffentliche Gewässer. Der Kanton gibt auch vor, wie ein Bachabschnitt zu pflegen ist. Bäche werden hier deshalb nicht behandelt. Es ist möglich, im Garten eine Teich-Bachlandschaft mit geschlossenem Wasserkreislauf anzulegen. Es gelten dazu dieselben Regeln wie beim Teichbau, nur, dass es zusätzlich eine Pumpe braucht, um das Wasser wieder hochzupumpen. Damit das System funktioniert, wird vorzugsweise ein spezialisiertes Gartenbauunternehmen beigezogen.
Aufbau eines Teichs
Ein Teich besteht aus einer stufig modellierten Mulde. Die Abdichtung kann aus verschiedenen Materialien bestehen. Am häufigsten wird Teichfolie verwendet. Die Wasserfläche umfasst eine Tiefwasserzone, die zumindest stellenweise in die Flachwasserzone übergeht. Die offene Wasserfläche ist umgeben von einer Uferzone, dem Übergangsbereich zwischen nass und trocken. Die unterschiedlichen Wassertiefen werden in verschiedene Lebensräume eingeteilt, von der Schwimmblattzone im tiefen Wasser über die Seicht- und Flachwasserzone zum Sumpf und der bodenfeuchten Randzone.
Diese Tiere profitieren von einem Gewässer im Garten
Wasserflächen sind für das Überleben zahlreicher Tierarten direkt notwendig, da das Wasser z. B. als Lebensraum dient oder für die Vermehrung wichtig ist. Für viele Tierarten sind Wasserflächen auch willkommene Trinkstellen. Zudem gibt es viele Tierarten, die indirekt von Teichen und Feuchtflächen profitieren, weil sie sich von den dort lebenden Kleinlebewesen ernähren. Folgende Tierarten können an oder in einem Teich beobachtet werden:
Diese Pflanzen profitieren von einem Gewässer im Garten
Ein Teich bietet Lebensraum für unterschiedliche Pflanzenarten. Am Ufer wachsen bis zu einer Wassertiefe von 20 cm sogenannte Sumpfpflanzen. In tieferem Wasser gedeihen Wasserpflanzen, entweder verwurzelt im Teichgrund oder freischwimmend.
Mehr als die Hälfte der Pflanzenarten aquatischer Lebensräume ist gefährdet, viele Arten sind geschützt. Obwohl einige davon im Handel erhältlich sind, ist es nicht sinnvoll, diese anzupflanzen. Aber auch nicht gefährdete Wasser- und Sumpfpflanzen werden besser nur punktuell als Ergänzung zur Spontanbegrünung eingesetzt.
Was ein Gewässer besonders wertvoll macht
Keine Gefahren - Keine stark befahrenen Strassen zwischen Teich und naturnahen Lebensräumen (insbesondere Wald) in der Umgebung. Keine senkrechten Ufer und in der Umgebung keine senkrechten Hindernisse und Fallen für Kleintiere.
Einheimische Sumpf- und Wasserpflanzen - Viele Sumpfpflanzen sind spätblühend und deshalb für Insekten eine wichtige Nektarquelle bis in den Herbst. Da natürliche Teiche in der Landschaft weitgehend verschwunden sind, bieten Gartenteiche einen wichtigen Ersatzstandort für einheimische Sumpf- und Wasserpflanzen.
Unterschiedliche Wassertiefen - Damit können unterschiedliche Arten gefördert werden. Ein tiefer Bereich, um die 40–80 cm, der im Winter nicht zufriert, bietet Tieren Schutz vor Fressfeinden und Zugang zu Nahrung.
Flachwasserbereiche - In einem flachen Uferbereich erwärmt sich das Wasser schneller, wovon die Larven von Amphibien und Insekten profitieren. Zudem garantiert er den Tieren sicheren Ein- und Ausstieg.
Grösse - Je grösser der Teich, desto mehr Tiere und Pflanzen können ihn nutzen, desto besser stellt sich ein natürliches Gleichgewicht ein und desto weniger Eingriffe sind nötig. In einem grossen Teich gibt es mehr ungestörte Abschnitte, wo die Tiere sich verstecken oder zurückziehen können. Eine grosse Wasserfläche wirkt sich zudem regulierend auf die Umgebungstemperatur aus.
Sumpfzone - Eine buchtig verlaufende Uferlinie mit einer breiten, angrenzenden Sumpfzone bietet Insekten und Vögeln Baumaterial, ist Trinkstelle und Badeplatz für Tiere und Lebensraum von Sumpfpflanzen.
Austrocknen im Herbst/Winter - Mit (Klein-)Teichen, welche nur einige Monate (am Stück) Wasser führen, werden Pflanzen wechselfeuchter Standorte gefördert. Auch verschiedene Tierarten, die nur zeitweise im Wasser leben, profitieren davon: Durch das periodische Austrocknen der Teiche sind weniger Fressfeinde (z. B. Libellenlarven) vorhanden.
Keine Fische - Fische, auch einheimische, fressen Eier und Larven von Amphibien und Wasserinsekten. Ihr Kot trägt zur Überdüngung bei und fördert damit das Algenwachstum.
Kleinstrukturen - Steinhaufen oder andere Kleinstrukturen in und am Wasser sorgen für genügend Versteckmöglichkeiten und Eiablageplätze sowie nahe gelegene Landlebensräume.
Nachbarschaft zu naturnahen Lebensräumen - Grenzen der Teich oder die Feuchtfläche an andere naturnahe Lebensräume (z. B. Krautsäume, Hecken), kann dies die Vernetzung mit anderen feuchten Lebensräumen gewährleisten.
Ein eigenes Kleingewässer schaffen
Aufwertung
Bestehende Wasserflächen wie ein Schwimmbecken oder einen Fischteich können Sie naturnah aufwerten, so dass daraus ein Lebensraum für heimische Tier- und Pflanzenarten entsteht.
Neuanlage
Kleine Teiche können Sie selber bauen. Grössere Teiche oder Gewässer am Hang sollten Sie von einem Profi anlegen lassen.
Lassen Sie sich von den folgenden detaillierten Angaben nicht abschrecken. Auch kleine Teiche (Pfützen) ohne Bepflanzung sind ein Gewinn für die Natur. Und wenn Sie einen grösseren Teich planen, können Ihnen die Details für das Gespräch mit der Fachperson helfen.
Kleingewässer planen und Standort richtig wählen
Teich und Weiher bauen - Anleitung und bester Zeitpunkt für einen Trittstein
Kapillarsperre
Ein Folienteich erfordert eine Barriere zwischen dem Teich und der Vegetation ausserhalb des Teichs. Ohne Kapillar-(Saug-)sperre wird kontinuierlich Wasser aus dem Teich gezogen, was zu permanentem Wasserverlust führt.
Gewässer richtig pflegen – für dauerhafte Biodiversität
Einen eigenen Miniteich erschaffen
Wenn Sie nur wenig Platz im Garten oder einen Balkon haben, können Sie einen Miniteich aus einem wasserfesten Behälter bauen, den Sie in den Boden eingraben oder auf den Balkon stellen. Achtung: Ein Miniteich auf dem Balkon wird kein Lebensraum für Amphibien und selten einer für räuberische Wasserinsekten. Halten Sie deshalb ein Auge auf Mückenlarven (s. Abschnitt «Mit naturnahen Gewässer gegen Mückenplage»). In einem Quartier, in dem Tigermücken gesichtet wurden, verzichten Sie besser auf einen Miniteich.
Ein eigenes Sumpfbeet anlegen
Sumpfbeete, die von räuberischen Wasserinsekten oder Molchen belebt werden, sind mückenlarvenfrei. Sie können Ihr Sumpfbeet auch zwischendurch austrocknen lassen, dann sterben Mückenlarven ab. In einem Quartier, in dem Tigermücken gesichtet wurden, verzichten Sie trotzdem sicherheitshalber besser auf ein Sumpfbeet. Tigermücken werden schnell zur Plage.
Kosten & Zeitaufwand eines Gewässers: Das sollte man wissen
Wildstauden: um die 6.00‒18.00 CHF/Stück, sehr unterschiedlich je nach Anbieter, nach Grösse und Pflanzenart
EPDM-Kautschukfolie (1.0 mm Dicke): ab ca. 20.00 CHF/m2
Vlies: ab ca. 6.00 CHF/m2
Sand: ab ca. 40.00 CHF/m3
Wandkies (gemischte Korngrösse, unsortiert): ca. 35.00 CHF/m3
Kies (ohne Nullanteil): ca. 60.00 CHF/m3
Recycling-Kautschukband (20 cm Breite): ab ca. 10.00 CHF/m
Mörtelwanne (Mini-Teich): ab ca. 15.00 CHF (für 90 l)
Lieferung Sand/Kies: 150.00–250.00 CHF für eine Fuhre (bis 10 m3); Preise sind jedoch je nach Transportweg und Region sehr unterschiedlich.
Einen kleinen Tümpel oder ein Sumpfbeet können Sie selber bauen und gestalten. Einen grösseren Teich und einen Teich am Hang sollten Sie vom Profi bauen lassen. Die Kosten sind abhängig von Grösse, Zugänglichkeit, Topografie der Fläche, aber auch vom Vorgehen des Unternehmens. Es lohnt sich, Offerten einzuholen und Referenzobjekte vor Ort zu besichtigen. Die reinen Arbeitskosten für Aushub, Modellierung, Einbau von Folie und Substraten und Anpflanzung liegen bei der Anlage eines kleinen Teichs unter einfachsten Bedingungen bei 150.00–300.00 CHF/m2. Zusätzlich zu den Arbeitskosten müssen Sie mit einer Pauschale für die Anfahrt rechnen. Da die Erstellung eines Teichs aufwendig sein kann, können die zusätzlichen Kosten für Planung und Baustelleneinrichtung stark ins Gewicht fallen. Optionale Arbeiten wie Materialabtransport und Deponiekosten werden zusätzlich verrechnet.
Auch die Pflege (Rückschnitt, Laubentfernung) können Sie vom Gartenbauunternehmen machen lassen. Ein Durchgang kostet aber für einen kleinen Teich meistens weniger als die Pauschale für die Anfahrt. Deshalb empfiehlt es sich, gleich mehrere Lebensräume pflegen zu lassen.
Material für ein Gewässer: Einkauftipps
Pflanzen
Bei RegioFlora können Sie sich zum Standort Ihres Teichs passende Sumpf- und Wasserpflanzen vorschlagen lassen und erfahren, wo diese in Ihrer Nähe erhältlich sind.
Wildstauden und Saatgut aus Ihrer Umgebung finden Sie in den Wildpflanzengärtnereien, welche dem Fachverein Bioterra angegliedert sind.
In vielen Regionen und Städten gibt es jährliche Wildpflanzenmärkte mit einem vielfältigen Angebot an Wildstauden und Samen.
Material
Kies, Sand und Bollensteine aus der Region: Im Internet finden Sie problemlos die regionalen Kieswerke.
Teichzubehör, wie EPDM-Folie (EPDM-Kautschuk), Schutzvlies, Teichrandband, Mörtel- oder Plastikwanne, Schutzvlies etc. sind z. T. auch in Baumärkten zu finden. Es lohnt sich aber, auch im Internet nach passenden Produkten zu suchen.
Achtung: wie man beim Bau eines Kleingewässer Tiere und Pflanzen schützt
Verwenden Sie keine PVC-Folien zur Abdichtung. PVC braucht für die Herstellung Chlor, dessen Erzeugung mit einem hohen Energieeinsatz und Giftstoffen verbunden ist. Auch schädlich sind diverse gasförmige PVC-Vorprodukte, verschiedene Zusatzstoffe wie Blei sowie beigefügte Weichmacher und Flammschutzmittel. Bei der Produktion fallen grosse Mengen an hochgiftigen dioxinhaltigen Abfällen und Abwässern an. Auch die Entsorgung ist problematisch, da selten rezykliert wird. Ein Nachteil praktischer Art ist, dass PVC-Folien vor Ort verschweisst oder verklebt werden müssen und nicht in der passenden Grösse geliefert werden. Besser: Heute wird fast immer die sehr empfehlenswerte EPDM-Folie, auch als EPDM-Kautschuk bezeichnet, verwendet.
Verzichten Sie auf Fische in Ihrem Teich, ob einheimische oder nicht. Sie fressen Eier und Larven von Amphibien und Wasserinsekten und tragen durch ihren Kot zur Überdüngung des Gartenteichs bei, was wiederum Algenwachstum begünstigt.
Leiten Sie kein Regenwasser vom Dach direkt in Ihren Teich. Es enthält zu viele Nähr- und Schadstoffe.
Verzichten Sie auf jegliche Wasser-Zusatzstoffe wie beispielsweise Mittel gegen Algen. Diese können andere Wasserlebewesen schädigen.
Verzichten Sie auf Sauerstoffpumpen und Springbrunnen: Viele Arten mögen es nicht, ständig geduscht zu werden. Manche Pumpen, so wie sie für Gartenteiche erhältlich sind, saugen viele Kleinlebewesen (Plankton bis kleine Kaulquappen) mit dem Teichwasser an, die in der Pumpe zermalmt werden. Für die Sauerstoffanreicherung sorgen entsprechende Wasserpflanzen.
Nehmen Sie nie Laich von Kröten und Fröschen oder anderen Tieren aus Naturteichen, um diese in Ihrem Garten anzusiedeln. Setzen Sie auch nie Tiere aus Ihrem Garten in andere Teiche aus. Jegliches Fangen und Aussetzen von Tieren ist verboten (s. «Gesetzliche Grundlagen»). Wenn Amphibien in der Nähe vorkommen, riechen sie das neue Gewässer und erreichen es früher oder später von selbst.
Verwenden Sie wegen der Gefahr, Krankheiten wie die Chytridiomykose zu verbreiten (s. Abschnitt Amphibienkrankheit Chytridiomykose), keine Pflanzen oder andere Materialien aus anderen Teichen.
Kaufen Sie keine gefährdeten Wasser- oder Sumpfpflanzen für Ihren Teich oder Ihr Sumpfbeet.