Biodiversität mit Krautsäumen steigern

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Publiziert am 23. Dezember 2024

6 Minuten Lesezeit

  • Insekten

  • Pflanzen (Stauden, Gehölze)

  • Reptilien

  • Säugetiere

  • Vögel

Krautsäume sind artenreiche, krautige Übergangsbereiche entlang von Wegen, Mauern oder Hecken. Sie fördern Biodiversität, bieten Nahrung und Rückzugsorte für Tiere und vernetzen Lebensräume. Mit nur einer Mahd jährlich sind sie pflegeleicht und ökologisch besonders wertvoll.

Darum geht's

  • Krautsäume verbinden Lebensräume wie Hecken, Wege oder Mauern und entstehen durch seltene Mahd – idealerweise nur einmal jährlich im März.

  • Mit standortgerechten Wildstauden ergänzt, bieten sie Blütenpracht und Überwinterungsplätze für Insekten.

  • Besonders artenreich sind magere, sonnige Standorte – so entstehen wertvolle Trittsteine im Garten.

Krautsaum: Artenvielfalt fördern am Gartenrand

Krautsäume bilden ökologisch wichtige lineare Vernetzungselemente oder Übergangsbereiche zwischen unterschiedlichen Lebensräumen wie Offenland und Gehölz. Sie finden sich natürlicherweise unter anderem entlang von Gewässern oder am Fuss von Felsen. Im Garten können sie unterschiedliche Lebensräume wie eine Hecke und Rasen oder verschiedene Gartenbereiche wie eine Mauer mit dem Fussweg verbinden. 

Säume bilden sich von selbst, wenn man solche Übergangsbereiche maximal einmal jährlich, und zwar erst im März, mäht. Artenreich und dekorativ werden sie jedoch erst, wenn sie mit an den Standort angepassten Wildstauden ergänzt werden. Die verblühten Pflanzen bleiben über den Winter stehen und bilden einen wichtigen Zufluchts- und Überwinterungsort für viele Insekten. Insbesondere Schmetterlingsraupen verpuppen sich gerne an den vertrockneten Pflanzenstängeln. 

Die Zusammensetzung eines Krautsaums hängt stark von den Standortbedingungen und von den angrenzenden Lebensräumen ab. Auf besonders nährstoffreichen Flächen entwickeln sich vor allem für den Waldrand typische Kräuter wie Brennnesseln und Knoblauchhederich, bei nährstoffärmeren Verhältnissen wachsen zum Beispiel Bunte Kronwicke, Echter Dost und Kleiner Odermennig. Besonders blütenreich und attraktiv sind Krautsäume an mageren und besonnten Standorten. Dort finden sich trockenverträglichere Pflanzenarten wie Blutroter Storchenschnabel und Edel-Gamander.

Lässt man eine Ecke des Gartens aufwachsen und beschränkt die Pflege auf eine Mahd jährlich, entwickelt sich eine Wildnis-Ecke mit saumähnlicher Vegetation.

Aufbau eines Krautsaums

Ein Saum kann unterschiedlich aufgebaut sein, wiesenähnlich oder aus kurz- oder langlebigen Stauden gebildet. Meist ist er relativ hoch, da die typischen Saumarten eher hochwachsende Pflanzen sind.

Diese Tiere profitieren von einem Krautsaum im Garten

Säume können sehr insektenreich sein und damit die Nahrungsgrundlage für viele Vögel und insektenfressende Säugetierarten bilden. Sie sind aber auch Tagesversteck und Rückzugsort. Beispiele für Tierarten, welche mit Säumen gefördert werden können:

Diese Pflanzen profitieren von einem Krautsaum im Garten

Beispiele für Pflanzenarten, welche mit Säumen gefördert werden können:

Was einen Krautsaum besonders wertvoll macht

  • Ökologische Vernetzung - Ein linearer Grünstreifen, der nur einmal jährlich im Frühling (März) gemäht wird, dient als nächtlicher Wanderkorridor und Tagesversteck für Kleintiere. Er lässt zudem Regenwasser versickern.

  • Breite - Ein mind. 1 m (besser 3 m) breiter Streifen entlang einer Hecke, Mauer oder eines Wegs kann sich zu einem Saum entwickeln, welcher der Tierwelt vielfältige Nahrungsquellen, Verstecke, Nist- und Eiablageplätze bietet. 

  • Nachbarschaft zu anderen Lebensräumen - Der Saum grenzt wenigstens an einer Seite an einen naturnahen Lebensraum. Die Verzahnung mit angrenzenden Lebensräumen ist besonders wichtig für Tierarten, die mehrere Lebensräume nutzen.

  • Standortangepasste Pflanzenvielfalt - Ein artenreicher Krautsaum mit an den Standort angepassten Pflanzenarten bietet vielfältige Nahrungsquellen für weitere Tierarten sowie Winterquartiere für Insekten in Pflanzenstängeln an.

  • Sonniger Standort - An einem sonnigen, nährstoffarmen Standort z. B. an der Südseite einer Hecke oder Mauer haben sonst konkurrenzschwache Pflanzenarten einen Vorteil. Vom sonnigen Standort profitieren auch zahlreiche Insekten.

  • Kleinstrukturen - Der Krautsaum enthält Kleinstrukturen, Holz- oder Steinhaufen. Diese bieten zusätzliche Lebensräume und Versteck- sowie Überwinterungsmöglichkeiten für Tiere.

Brennnesselsaum entlang eines Wegs mit Trittflur und Wiese (Weissenstein, Bern)© Sabine Tschäppeler

Einen eigenen Krautsaum anlegen

Anpassung der Pflege

Sie lassen den aktuellen krautigen oder wiesenartigen Bewuchs auf einem Streifen von mindestens 50 cm Breite (besser 1‒3 m) wachsen und schneiden ihn nur noch einmal alle 2–3 Jahre abschnittweise im Spätsommer. Mulchen Sie nicht. Lassen Sie das Schnittgut einige Tage auf der Fläche trocknen und entfernen Sie es danach. 

Neuanlage

Sie legen einen Krautsaum neu an und verwenden dafür eine entsprechende Saatmischung und/oder Staudenpflanzen. Das Einsäen einer bewachsenen Fläche (Übersaat) ist nicht zielführend, da die vorhandenen Pflanzen die Keimung und Entwicklung der neuen Pflanzen behindern

Krautsaum planen und Standort richtig wählen

Krautsaum anlegen - Anleitung und bester Zeitpunkt für einen Trittstein

Krautsaum als Strassenbegleitgrün (Josefstrasse, Zürich)© Sabine Tschäppeler

Krautsaum richtig pflegen – für dauerhafte Biodiversität

Kosten & Zeitaufwand eines Krautsaums: Das sollte man wissen

Saatgut:

Um die 1.00‒8.00 CHF/m2, sehr unterschiedlich je nach Anbieter, Zusammensetzung und Gewinnungsart

Wildstauden:

Um die 6.00‒18.00 CHF/Stück, sehr unterschiedlich je nach Anbieter, nach Grösse und Pflanzenart

Sie können einen Krautsaum auch von einem Naturgartenbauunternehmen anlegen lassen. Die Preise dafür sind abhängig von der Grösse und der Form der Fläche. Sie sind jedoch auch sehr unterschiedlich je nach Unternehmen, das Sie beauftragen. Es lohnt sich, Offerten einzuholen. Sie müssen mit einer Pauschale für Anfahrt und Einrichten rechnen sowie mit Kosten für Bodenbearbeitung und Ansaat, die pro m2 anfallen. Materialabtransport und Deponiekosten werden noch zusätzlich verrechnet.

Auch die jährliche Mahd des Saums können Sie vom Gartenbauunternehmen machen lassen. Das Mähen eines Saums kostet meistens weniger als die Pauschale für Anfahrt und Einrichten. Deshalb empfiehlt es sich, gleich mehrere Lebensräume pflegen zu lassen. 

Herbstaspekt eines ruderalen Krautsaums zwischen Mauer und Weg (Stöckacker Süd, Bern)© Sabine Tschäppeler

Material für einen Krautsaum: Einkauftipps

Pflanzen und Saatgut

  • Bei RegioFlora können Sie sich zum Standort Ihres Saums passende Wildstauden vorschlagen lassen und erfahren, wo diese in Ihrer Nähe erhältlich sind.

  • Wildstauden und Saatgut aus Ihrer Umgebung finden Sie in den Wildpflanzengärtnereien, welche dem Fachverein Bioterra angegliedert sind.

  • Im Handel sind verschiedene Saatmischungen für Krautsäume erhältlich.
    Aus einheimischen Wildarten zusammengesetzt sind z. B. die Saatmischungen von UFA und Arthasamen.

  • In vielen Regionen und Städten gibt es jährliche Wildpflanzenmärkte mit einem vielfältigen Angebot an Wildstauden und Samen.

Achtung: wie man beim Anlegen eines Krautsaums Tiere und Pflanzen schützt

Nicht sinnvoll ist die Verwendung einer Motorsense (Fadenmäher). Diese führt oft zu Schäden an den Pflanzenrosetten und kann in Bodennähe lebende Tiere wie Blindschleichen oder auch Jungigel verletzen. 

Gesetzliche Grundlagen

Die Eidgenössische Chemikalien-Risikoreduktions-Verordnung ChemRRV gibt vor, dass in Streifen von drei Metern Breite (dies gilt auch, wenn der Streifen als Saum ausgebildet ist) entlang von Hecken und Feldgehölzen keine Pflanzenschutzmittel und keine Dünger verwendet werden dürfen.

Quellen und weiterführende Informationen

Praxishandbuch Stadtnatur des Haupt Verlags

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