Trockenmauer bauen – Natur & Struktur vereinen

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Publiziert am 23. Dezember 2024

6 Minuten Lesezeit

  • Flechten

  • Insekten

  • Moose

  • Pflanzen (Stauden, Gehölze)

  • Pilze

Trockenmauern bestehen aus lose geschichteten Steinen mit offenen Fugen. Sie speichern Wärme und bieten Reptilien, Insekten und trockenliebenden Pflanzen Lebensraum. Früher für Weiden und Hänge genutzt, sind sie heute wertvolle Strukturelemente für die Biodiversität im Garten.

Darum geht's

  • Trockenmauern bieten sonnige Verstecke, Winterquartiere und Brutplätze für Reptilien, Wildbienen und Kleintiere.

  • In Mauerritzen siedeln sich trockenheitsliebende Pflanzen sowie Moose und Flechten an.

  • Fachgerecht gebaut und naturnah bepflanzt wird die Trockenmauer zur ökologisch wertvollen Gartenstruktur.

Diese Tiere profitieren von einer Trockenmauer

Trockenmauern werden von zahlreichen Tierarten genutzt. Sie dienen als Wärmequellen, Ruhe- und Winterquartiere, Nisträume von Insekten und haben oft eine Korridor- und Vernetzungsfunktion. Beispiele für Tierarten, die mit einer Trockenmauer gefördert werden können:

Diese Pflanzen und andere Organismen profitieren von einer Trockenmauer

Die Steine der Trockenmauer werden mit zunehmendem Alter von Flechten und Moosen besiedelt. In den Spalten und Fugen gedeihen verschiedene Pflanzenarten. Einerseits sind das Pflanzen, die natürlicherweise in Ritzen von Felswänden vorkommen, andererseits gehören dazu auch wärmeliebende und trockenheitsverträgliche Pflanzen, die ursprünglich aus dem Mittelmeerraum stammen. Beispiele für einheimische Arten, die mit einer Trockenmauer gefördert werden können:

Schattige, mit Farnen bewachsene Trockenmauer (Schosshaldenfriedhof, Bern)© Sabine Tschäppeler

Was eine Trockenmauer besonders wertvoll macht

  • Unterschiedliche Hohlräume - Fachgerecht errichtet, bietet eine Trockenmauer Sonnenplatz, Verstecke und eventuell sogar ein Winterquartier für Reptilien, zahlreiche Insekten und andere Kleintiere.

  • Standort - Besonnte Bereiche sind Extremstandorte für an Trockenheit angepasste Pflanzenarten. Sie bieten Reptilien und anderen Kleintieren zudem die Möglichkeit, sich aufzuwärmen. Aber auch beschattete Bereiche haben Vorteile: Hier ist die Luftfeuchtigkeit höher und dies gibt anderen Arten wie z. B. Farnen Lebensraum.

  • Nachbarschaft zu naturnahen Lebensräumen - Liegt die Trockenmauer in oder neben naturnahen Lebensräumen, dient sie der Vernetzung und hilft, verschiedene Bedürfnisse der Tiere auf kleinem Raum abzudecken (z. B. Ruheplatz und Nahrungssuche).

  • Alter - Mit zunehmendem Alter sammelt sich in den Fugen Humus und fördert das Pflanzenwachstum. Moose und Flechten brauchen Zeit, bis sie sich angesiedelt und etabliert haben.

Eine eigene Trockenmauer schaffen

Das Bauen von Trockenmauern ist eine Kunst. Es setzt Kenntnisse voraus, erfordert handwerkliches Geschick sowie viel Zeit und auch Budget (Steine). Da Steine schwer sind und Trockenmauern zur Hangsicherung dienen oder als freistehende Elemente zum Sitzen und Klettern einladen, sind zudem Sicherheitsaspekte dringend zu beachten. Lassen Sie Ihre Trockenmauer von einer Fachperson erstellen oder lassen Sie sich begleiten. Wir beschränken uns im Folgenden auf einige Tipps. 

Neuanlage - Trockenmauer planen und am richtigen Standort bauen

Trockemauern richtig pflegen – für dauerhafte Biodiversität

Wässern Sie die Pflanzen in den Mauerritzen in den ersten beiden Jahren bei grosser Trockenheit.

Kontrollieren Sie die Mauer mindestens einmal jährlich im Sommer auf Schäden und Bewuchs. Berücksichtigen Sie sowohl Mauerkrone wie auch beide Seiten einer freistehenden Mauer: 

Schäden: Bessern Sie wenn nötig schadhafte Stellen aus, richten Sie die Deckplatten und verkeilen Sie sie wieder gut. 

Bewuchs: Entfernen Sie keimende Gehölze immer mit den Wurzeln, diese können später die Mauer sprengen. Starker Bewuchs kann sorgfältig entfernt respektive zurückgeschnitten werden. Insbesondere auf der Sonnenseite sollte immer ein Teil der Sichtmauer unbewachsen sein. 

Die Blütenstiele des Zimbelkrauts wachsen nach dem Verblühen vom Licht weg zur Mauer. Die ausgereiften Samen werden dann in einer Mauerritze abgelegt.© Sabine Tschäppeler

Kosten & Zeitaufwand einer Trockenmauer: Das sollte man wissen

Steine

Am günstigsten ist es, wenn Sie Steine oder Recyclingmaterial über einen längeren Zeitraum sammeln. Die Kosten für Natursteine aus der Region unterscheiden sich je nach Steinsorte, Blockgrösse und Bearbeitung um mehrere Hundert Franken pro Tonne. 

Schotter (Fundament)

Ca. 65.00 CHF/m3. Die Preise pro m3 sind jedoch regional sehr unterschiedlich.

Lieferung Schotter: um die 150.00–200.00 CHF/m3; Preise sind jedoch nach Trans­portweg und Region sehr unterschiedlich.

Der Bau einer Trockenmauer erfordert einiges an Handwerksgeschick und Wissen, auch die Sicherheit ist zu beachten. Wir empfehlen Ihnen deshalb, dass Sie Fachpersonen (z. B. von Umwelteinsatz Schweiz) oder ein Naturgartenbauunternehmen beiziehen. Bei manchen Anbietern können Sie sich auch nur beraten lassen oder beim Bau der Trockenmauer mithelfen. 

Die Kosten sind abhängig von Grösse, Zugänglichkeit, Topografie des Standorts und der Notwendigkeit einer Stützfunktion, aber auch vom Vorgehen des Unternehmens. Es lohnt sich, Offerten einzuholen und Referenzobjekte vor Ort zu besichtigen. Die reinen Arbeitskosten für den Bau einer niedrigen Trockenmauer ohne Stützfunktion liegen unter einfachsten Bedingungen bei 600.00–700.00 CHF pro Quadratmeter Aufsichtsfläche. 

Fundament und Hinterfüllung bei grösseren Mauern bzw. Mauern mit Stützfunktion kosten extra. Auch die Anfahrten werden verrechnet. Da die Erstellung einer Trockenmauer aufwendig sein kann, können die zusätzlichen Kosten für Planung und Baustelleneinrichtung ins Gewicht fallen. Optionale Arbeiten wie Materialabtransport und Deponiekosten werden zusätzlich verrechnet. 

Trockensteinmauern an sonniger Lage sind ein idealer Lebensraum und Sonnenplatz für Reptilien wie Eidechsen.© Pusch

Material für eine Trockenmauer: Einkauftipps

Dienstleistungen

Pflanzen

  • Wildstauden aus Ihrer Umgebung finden Sie in den Wildpflanzengärtnereien, welche dem Fachverein Bioterra angegliedert sind

  • In vielen Regionen und Städten gibt es jährliche Wildpflanzenmärkte mit einem vielfältigen Angebot an Wildstauden.

Material

  • Wenn Sie eine Fachperson beiziehen, wird sie Ihnen gute Bezugsquellen aus der Region mitteilen.

  • Recyclingmaterial findet man auch im Entsorgungshof.

Know-how

Trockensteinmauern fachgerecht planen und bauen, geht am besten mit Unterstützung einer erfahrenen Fachperson.© Pusch

Achtung: wie man beim Bau einer Trockenmauer Tiere und Pflanzen schützt

Pflegen Sie Randbereiche um Kleinstrukturen von Hand, mähen Sie nicht mit dem Rasenmäher bis an die Trockenmauer. Nicht sinnvoll ist die Verwendung einer Motorsense (Fadenmäher). Diese gefährdet in Bodennähe lebende Tiere. Blindschleichen, kleine Igel und Kröten können verletzt werden. 

Verwenden Sie keinen Hochdruckreiniger oder Sandstrahler für die Reinigung einer Trockenmauer.

Gesetzliche Grundlagen

Je nach Grösse und Höhe einer Mauer kann es sein, dass Sie dafür eine Baubewilligung einholen müssen. Im Kanton Bern gilt z. B., dass Einfriedungen und Terrainveränderungen zur Umgebungsgestaltung ab einer Höhe von 1.2 m oder einer Terrainveränderung von mehr als 100 m3 baubewilligungspflichtig sind. Im Kanton Zürich muss für eine Mauer generell eine Baubewilligung eingeholt werden, ausser innerhalb der Bauzone, wo dies erst ab 0.8 m Höhe gilt. Die Vorgaben zur Baubewilligungspflicht sind in den Verordnungen (oder den Dekreten) zum kantonalen Bauwilligungsverfahren aufgeführt (z. B. im Kanton Zürich die Bauverfahrensverordnung BVV, im Kanton Bern das Dekret über das Baubewilligungsverfahren BewD). Wenn Sie unsicher sind, fragen Sie bei der für das Baubewilligungsverfahren zuständigen Abteilung Ihrer Gemeinde oder Stadt nach.

Quellen und weiterführende Informationen

Praxishandbuch Stadtnatur des Haupt Verlags

Siedlungsräume bieten auf engem Raum viele Lebensräume und sind wichtig für die Biodiversität. Dieses Praxishandbuch zeigt, wie Lebensräume erhalten und neu geschaffen werden – und was jede:r tun kann, damit Städte für Tiere und Pflanzen attraktiv bleiben.

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