Stadtwildtiere schützen: Gefahren im Garten vermeiden
Amphibien
Insekten
Reptilien
Säugetiere
Vögel
Unsere Städte, Dörfer und Gärten bergen viele unsichtbare Gefahren für Wildtiere. Mit gezielten Anpassungen wie Ausstiegshilfen oder angepasster Beleuchtung lassen sich diese Risiken einfach verringern. Und so wertvolle Lebensräume für Igel, Amphibien und Vögel erhalten oder sogar neu schaffen.
Biodiversität fördern: Gefahrenquellen im Garten beseitigen ist genauso wichtig wie Lebensräume schaffen
Unsere städtischen Wildtiere sind in ihrem Alltag mit vielen Gefahren konfrontiert. Bereits mit kleinen Massnahmen können Sie die Gefahren reduzieren.
Kellertreppen, Schächte & Pools: Das sind tödliche Fallen rund ums Haus
Kellertreppen:
Bringen Sie bei Kellertreppen im Aussenraum Steighilfen für Igel, Kröten und andere Kleintiere an:
Legen Sie am Rand als Kletterhilfe ein schmales Brett über die Stufen
oder legen Sie mit Ziegelsteinen, Steinen oder Ähnlichem Zwischenstufen an und verkleinern Sie damit die Höhe der Stufen.
Lichtschächte:
Sichern Sie Lichtschächte (z. B. bei Kellerfenstern) mit einem feinmaschigen Netz. So können keine Tiere und kein Laub hineinfallen.
Entwässerungsschächte:
Errichten Sie bei Entwässerungsschächten Ausstiegshilfen. Info und Bauanleitung findet man auf der Webseite von Infofauna.
Gewässer mit senkrechten, glatten Wänden:
Igel fallen ab und zu auf der Suche nach Trinkwasser in einen Pool oder Teich mit senkrechten Wänden. Sie können zwar schwimmen, ertrinken aber aus Erschöpfung, wenn sie nicht mehr ans Ufer gelangen können.
Decken Sie den Swimmingpool jede Nacht zu und leeren Sie ihn im Winter.
Bieten Sie Ausstiegshilfen bei Teichen und Swimmingpools (auch leeren): flacher Ausstieg mit Steinen oder befestigtes Brett.
Oder zäunen Sie Gartenteiche mit senkrechten Ufern kleintiersicher ein.
Auch Kübel und Töpfe können sich mit Wasser füllen und zu Fallen werden. Lagern Sie sie umgedreht oder bieten Sie mit einem Ast eine Ausstiegshilfe an.
Kamine und Dachrinnen:
Gerät ein Vogel in einen Kamin oder ein Ablaufrohr, kann er sich kaum mehr daraus befreien.
Wenn Sie einen neuen Kamin bauen oder einen alten sanieren wollen, lassen Sie sich von Fachleuten bezüglich Vogelschutz beraten.
Sichern Sie einen bestehenden Kamin mit einem geeigneten Kaminhut oder mit einem brandsicheren Maschengitter. Mehr Informationen dazu hat die Vogelwarte Sempach zusammengestellt.
Bringen Sie zum Vogelschutz Laubfänger an den Ablaufrohren der Dachrinnen an.
Beheben und entschärfen Sie Fallen am und um das Haus und im Garten.
Glasflächen als Vogelfalle: So lassen sich Kollisionen am Fenster verhindern
Für Vögel sind Glasflächen häufig Todesfallen. Entweder spiegelt sich in den Glasflächen die Umgebung, oder durchsichtige Flächen und Glasecken täuschen Hindernisfreiheit vor. Vögel nehmen die Glasflächen dadurch nicht als Hindernis wahr und kollidieren jeweils mit voller Fluggeschwindigkeit damit. Meist ist der Vogel nach einer solchen Kollision schwer verletzt und stirbt oder liegt für einige Zeit benommen am Boden und wird so ein leichtes Opfer von Katzen. Besonders problematisch sind grosse Glasfronten wie Wintergärten, Balkonverglasungen, Windschutz, Eckverglasungen und grosse Fenster.
Die herkömmlichen, schwarzen Greifvogelsilhouetten werden von anfliegenden Vögeln nicht als Fressfeind erkannt und bilden bei dunklem Hintergrund kaum einen Kontrast. Sie haben sich als wirkungslos herausgestellt.
Machen Sie Ihre Glasscheiben für Vögel ungefährlich.
Sicheres Quartier und Garten für Tiere
Vogelschutznetze, Weide-, Elektrozäune:
Verzichten Sie auf Vogelschutznetze. Falls der Einsatz notwendig ist, wählen Sie geeignete Netze (feinmaschig, grell farbig, weich), spannen Sie diese immer straff und halten Sie 25 cm Abstand zwischen Netz und Boden ein. Lassen Sie keine Netze herumliegen.
In grobmaschigen Weidenetzen können sich Igel verfangen. Darauf verzichten oder Umgang wie mit Vogelschutznetzen.
Ist der Zaun zudem noch elektrisch, kann er für Igel und andere Kleintiere direkt tödlich sein. Wenn Sie unbedingt einen Elektrozaun benötigen, sorgen Sie dafür, dass die untersten 30 cm nicht unter Strom stehen.
Verkehr:
Fahren Sie in der Nacht auf Quartierstrassen vorsichtig und langsam. Nehmen Sie Igel nie «zwischen die Räder».
Gartenarbeiten:
Verwenden Sie keine Motorsensen, Fadenmäher und Rasenroboter. Schneiden Sie dichte Vegetation nicht nah am Boden ab. Igel, die sich im hohen Gras oder Gebüsch verstecken, können verletzt, junge Igel, Blindschleichen und andere Kleintiere sogar getötet werden.
Verbrennen Sie keine Holz-, Ast- oder Laubhaufen, die schon längere Zeit stehen. Schichten Sie das Material erst unmittelbar vor dem Abbrennen auf oder zäunen Sie den Haufen nach Errichtung ein, damit sich keine Kleintiere darin verkriechen und dann verbrannt werden.
Mähen Sie nicht unter Gebüschen und Hecken. Lassen Sie das Laub liegen.
Erledigen Sie Gartenarbeiten im Frühjahr, nicht bereits im Herbst.
Lassen Sie Abfälle nie liegen, sammeln Sie diese ein und entsorgen Sie sie im nächsten Abfalleimer. Igel können sich in Plastik, Netzen oder Schnüren verfangen. Abfall bietet Nahrung, die den Tieren schadet.
Führen Sie Hunde bei Dunkelheit an der Leine.
Denken Sie bei allem, was Sie tun, an mögliche Gefahren für Kleintiere.
Hauskatzen in der Siedlung: So lassen sich die Auswirkungen auf die Natur begrenzen
Im Mittelland leben durchschnittlich 50–60 Katzen pro Quadratkilometer. Damit sind Katzen die weitaus häufigsten Beutegreifer. Sie erbeuten vorwiegend Mäuse, aber auch Vögel, Eidechsen, Blindschleichen, Amphibien und sogar Fledermäuse. In Siedlungsräumen, in denen die Katzendichte besonders hoch ist und die Lebensräume oft nicht genügend Versteckmöglichkeiten bieten, können Katzen zum Verschwinden ganzer Tierpopulationen beitragen.
Beschränken Sie sich auf eine Katze, lassen Sie sie kastrieren. Machen Sie Nisthilfen katzensicher und schaffen Sie viele Versteckmöglichkeiten für Kleintiere.
Krankheiten am Beispiel der Amphibien
Verschiedene Tiergruppen sind durch Krankheiten bedroht. Bekannt ist z. B. die Krebspest, welche die einheimischen Krebsarten an den Rand des Aussterbens gebracht hat. Auch bei den Amphibien sind mehrere Krankheiten bekannt. Die Chytridiomykose z. B. ist eine Pilzkrankheit, welche die Haut von Amphibien befällt und mitverantwortlich ist für das globale Amphibiensterben. Auch in der Schweiz kommt der Pilz mittlerweile in vielen Populationen vor und es hat auch schon an mehreren Standorten gehäufte Todesfälle gegeben.
Die Pilzsporen können an allen feuchten Oberflächen haften. Um die weitere Ausbreitung des Pilzes zu verhindern, ist es deshalb wichtig, dass
kein Material eines Teiches in einen anderen gelangt: keine Pflanzen, keine Steine, kein Schlamm, keine Tiere
wenn man mehrere Teiche besucht, dazwischen die Stiefel und Werkzeuge desinfiziert oder völlig austrocknen lässt
wenn man Wasserpflanzen, Wasser, Steine etc. nach Hause nimmt, das Material anschliessend in denselben Teich zurückbringt und nicht an einem anderen Ort ausbringt.
Übertragen Sie nie Tiere (Laich, Kaulquappen, Amphibien, Fische, Schnecken etc.), Wasserpflanzen, Wasser, Schlamm, Steine oder anderes Material von einem Teich in einen anderen.
Quellen und weitere Informationen
Gaus Caprez S. et al. (2013): Amphibienschutz vor der Haustür, infofauna karch (Fragen-Antworten/Amphibien helfen)
Rössler, M., et al. (2022): Vogelfreundliches Bauen mit Glas und Licht. Schweizerische Vogelwarte Sempach.